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Entstehung und Charakteristika des ehemaligen cotton belt


Cotton Belt, Baumwolle, Baumwollplantage, Sklaverei, Kontraktarbeiter, Großgrundbesitzer, Weltmarkt

Im Zeitraum von 1790 bis 1930 war die Baumwollplantage die prägende ökonomische, politische und soziale Institution des Südens. Auch wenn die Plantage um 1930 aufgelöst wurde, so zeigen sich noch heute Folgewirkungen der einstigen Plantagenkultur im Bevölkerungsgefüge, auf dem Arbeitsmarkt und im Siedlungssystem. Das Konzept der Plantagen war bereits um 1620 im Gebiet der Chesapeake Bucht beim Anbau von Tabak als Marktprodukt eingeführt worden. Im Jahre 1749 entstand ein Gesetz, nach dem Schwarze als "real estate", als Besitztitel gehandelt werden konnten. Die Sklaveneinfuhr konzentrierte sich auf zwei Phasen: von 1730 bis 1770 waren die Sklaven für die Tabakplantagen und zwischen 1780 und 1810 für die Baumwollplantagen geholt worden. Im Jahre 1790 wurden 757000 Schwarze gezählt, 1860 waren es 4,4 Mio.; 90% davon waren Sklaven. Die Zahl der Weißen betrug zu dieser Zeit in den Südstaaten 8 Mio.


Die Baumwollplantage

Die Baumwollplantage als bestimmende Wirtschaftsform war ein großer landwirtschaftlicher Betrieb zur Produktion des Weltmarktproduktes Baumwolle. Eigentümer und teilweise Betriebsleiter waren Großgrundbesitzer mit mehr als 200 bis 400 ha Land, teilweise mehreren tausend Hektar. Zur Bewirtschaftung der arbeitsintensiven Baumwollkulturen, zur Bodenbearbeitung und zum Pflücken der Baumwollkapseln waren viele Arbeitskräfte notwendig. Als Arbeitskräfte wurden im 17. Jahrhundert Kontraktarbeiter aus England eingesetzt, vor allem aber Schwarze, die aus den Karibikinseln oder direkt aus Afrika im Sklavenhandel in die Südstaaten verschleppt worden waren. Handelsplätze waren Charleston, Savannah und New Orleans. Die Zahl der Sklaven pro Betrieb schwankte von einigen wenigen bis über 1000, wobei die kleineren Betriebe mit 20 bis 50 Sklaven arbeiteten, die großen mit 50 bis 100 und die sehr großen Plantagenbesitzer mit über 100. Um 1860 gab es rund 2700 Baumwollpflanzer mit jeweils mehr als 100 Sklaven. Zur Bearbeitung von 100 ha Baumwollfläche benötigte man 60 bis 100 Sklaven (WINDHORST, H.-W. 1995).Der Sklave war Mensch ohne Rechte und wurde in eine soziale Abhängigkeit gedrängt. Eigene Entwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten wurden ihm verwehrt Die Plantagen waren großenteils autarke Betriebseinheiten. Neben dem Marktprodukt Baumwolle wurden Weizen und Mais angebaut und Tierhaltung betrieben. Insgesamt erreichten die Pflanzeraristokraten aufgrund der großen verfügbaren Flächen und der Sklaven eine große wirtschaftliche Macht, sie hatten eine differenzierte Ausbildung und beachtliche Leitungspositionen im Militär. Der Wohlstand zeigte sich im Siedlungsbild mit den attraktiven und aufwendig gebauten Landsitzen ("mansions"), in deren Umfeld die einfachen Hütten der Sklaven in Form der "slave lines" sowie einige Wirtschaftsgebäude aufgereiht waren.

Um 1784 ist die langfaserige Baumwollsorte von den Karibikinseln nach Südcarolina eingeführt worden, wo diese im feuchten Küstentiefland erfolgreich angebaut werden konnte, die sog. "sea island cotton". Die wachsende Nachfrage nach Baumwolle auf dem Weltmarkt, vor allem in England, führte zu Versuchen auch kurzstapelige Baumwolle anzubauen, weil um 1793 mit der Erfindung der Baumwollentkernungsmaschine auch die kurzfaserige Baumwolle erfolgreich genutzt werden konnte. Die Versuche waren erfolgreich, so dass sich der Baumwollanbau im Vorland der Appalachen, im Piedmontplateau rasch nach Süden ausgebreitet hatte. Dort waren die notwendigen randtropischen und subtropischen Wachstumsbedingungen gegeben, wie eine mittlere Sommerwärme von 25 Grad, eine lange Vegetationsperiode von mindestens 200 Tagen und ausreichend Feuchtigkeit, jedoch nicht zur Reife- und Erntezeit. Da die Baumwollpflanzen einen hohen Nährstoffgehalt des Bodens verlangen und dieser unter einem randtropischen Klima wegen der hohen Verwitterungsintensität nicht gegeben ist, musste man eine Art Landwechselwirtschaft betreiben. Baumwolle wurde nur wenige Jahre auf einem Feld angebaut; bei nachlassenden Erträgen ist eine Brache von mehr als 20 Jahren eingeschaltet worden. Auf den Feldern hat sich ein Sekundärwald mit der Wirkung einer Bodenregeneration gebildet. Die typischen Böden haben eine gelbliche bis rötliche Farbe, einen hohen Anteil an Eisen-Aluminium, meist 2-Schicht-Tonmineralien mit geringer Kationenaustauschkapazität, d.h. geringer Bindung von Erdalkalien und anderen Düngesalzen. Der Humusgehalt nimmt nach mehrjähriger Bewirtschaftung rasch ab.
Neben den reichen, oft aristokratischen Einwanderern aus England, den späteren Plantagenbesitzern, wanderten auch mittellose Pioniere in die südlichen Kolonien; sie betrieben eine Selbstversorger-Landwirtschaft auf ca. 30 bis 50 ha Fläche: die sog. Yeoman-Farmer. Bei marktorientierter Landwirtschaft setzten sie ebenfalls Sklaven ein. Der soziale Unterschied zu den sog. Pflanzeraristokraten war deutlich. Die wirtschaftliche und politische Macht der Pflanzeraristokraten wurde gesellschaftlich und politisch akzeptiert und auch von den Kleinfarmern angestrebt. Die Yeoman-Farmer hatten als Siedlungen einzelne Blockhäuser mit drei Räumen und einem aufgesetzten Dachstock für die Kinder oder einfache Gebäude aus einer Holzrahmenkonstruktion.
Zwischen 1830 und 1850 hat sich der Baumwollanbau von Südcarolina und Georgia aus rasch über das Piedmontplateau nach Südwesten in Richtung Alabama und Mississippi sowie bis nach Mittelflorida ausgebreitet. So entstand bis 1860 der "Baumwollgürtel" mit einzelnen Schwerpunkten in Südcarolina, Georgia, im "black belt"- Gebiet von Alabama und entlang dem Mississippi ("plantation districts"). Dieses Gebiet wird als "Alter Süden" oder "Tiefer Süden" bezeichnet.


Quelle: Länderprofil USA
Autor: Roland Hahn
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: Kapitel 4
Bearbeitungsdatum: 13.05.2006
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