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Quellenmaterial zum Tourismus und Kulturkonflikt auf Bali


Quellentext: Impulse für den Beginn des Tourismus

Mit entscheidend für den touristischen Aufschwung auf Bali war der Bau des internationalen Flughafens Ngurah Rai im Süden der Insel 1969. Mit finanzieller Unterstützung durch die Weltbank setzte seitdem ein massiver Ausbau der Beherbergungskapazitäten ein, insbesondere entlang der Strände von Kuta und Sanur. Auch die jüngere Plansiedlung Nusa Dua befindet sich im Süden Balis. Zahlreiche international bedeutende Fluglinien setzen auf der Destination Bali Fluggerät mit großer Sitzplatzkapazität ein. Die heutige Bedeutung des Tourismus für die Insel zeigt sich in der Tatsache, dass deren BIP zu 60 - 70 % direkt und indirekt vom Tourismus abhängt.
Quelle: Paul Lindner

Quellentext: Balinesische Kultur

Die bewusste Pflege der balinesisch-hinduistischen Kultur bildet eines der Elemente des touristischen Potenzials der Insel.
Inmitten des weltweit bevölkerungsreichsten moslemischen Staats, Indonesien, hat sich seitdem alleine auf Bali der Hinduismus als religiöses Relikt des im Mittelalter weite Teile des heutigen Indonesiens umfassenden Majapahit-Reiches erhalten. Die Insel unterlag nicht der im 13. Jahrhundert beginnenden Islamisierung des malaiischen und indonesischen Archipels.
Gegenwärtige Zeugnisse für die besondere religiöse Stellung Balis sind neben ca. 20.000 öffentlichen Sakralbauten Familientempel als Bestandteil der balinesischen Gehöfte. Diese dienen der Ahnenverehrung, die als animistisches Ritual eine Verbindung mit dem Hinduismus eingegangen ist (Synkretismus). Der 3.142 m hohe Gunung Agung wird von den Balinesen als heiliger Berg mit Sitz Shivas als Zentrum des Universums verehrt. Der jährliche Festkalender mit 200 Veranstaltungen, Opfer- und Totenrituale, spezifisch balinesische Tänze, Dorfgrundrisse oder das Kunsthandwerk sind weitere Beispiele der besonderen balinesisch-hinduistischen Ausdrucksformen, die einen tief greifenden Bezug zum Lebensalltag der Bevölkerung besitzen.
Quelle: Paul Lindner

Quellentext: Falscher Zauber

"Wo hohe Palmen weiße Strände säumen und ein makellos blauer Himmel sich über das türkisfarbene Meer spannt, da ist das Paradies. Das Paradies wurde zur Glücksverheißung einer Tourismusindustrie, die überall dort, wo ferne Gestade mit den genannten Ressourcen aufwarten können, ihrer Klientel einen Garten Eden zu Füßen legt. Kein anderer Ort jedoch hat seinen Ruf als Paradies so früh erworben wie die indonesische Insel Bali, die ihn trotz aller Fährnisse und weltweit zunehmender Konkurrenz fast über ein Jahrhundert hat bewahren können. Bis zur Nacht vom 12. auf den 13. Oktober [2002].
Der Zauber Balis hatte Bestand, weil hier eine vom Hinduismus geprägte Kultur ihren Ausdruck in Bildern von betörend exotischer Schönheit findet: Farbenfrohe Tempelfeste, blumengeschmückte Schreine auf Schritt und Tritt, kunstvoll drapierte Opfergaben vor jedem Laden, jedem Restaurant. Sogar auf den Gehwegen muss der Feriengast aufpassen, dass er nicht versehentlich in die frommen Gaben für die Götter tritt."
Die [19-]Siebziger und Achtziger waren gute Jahre für Bali. Mit dem Tourismus ging es steil bergauf, das Geschäft mit den Fremden verhalf der Insel zu einem Wohlstand, an dem auch die kleinen Leute teilhaben durften. Der Kellner, das Stubenmädchen, die Verkäuferin im Souvenirshop. Und die große Zahl der Holzschnitzer, die, trotz mancher Anpassung an einen kruden Publikumsgeschmack, gute alte Handwerkskunst offerierten. Schöne Ferienanlagen und Hotels aller Kategorien entstanden, auch viele private Unterkünfte, die vor allem von Individualreisenden bevorzugt wurden. Am Strand von Kuta allerdings sah es bald so aus, als werde das Paradies hier endgültig verhökert. Nach dem Motto "Suff, Sex und Sonne" verkam das ehemalige Fischerdorf zu einem indonesischen Ballermann-Areal."
Quelle: Rosemarie Noack, DIE ZEIT, Nr. 44, 24.Oktober 2002, S. 80

Quellentext: Der Terroranschlag vom 12. Oktober

"Am 12. Oktober detonierten in Kuta, einem kleinen Ort auf Bali, kurz nach 23.00 Uhr zwei Bomben, deren genaue Zusammensetzung bis heute unklar ist. Dadurch kamen nach bisherigen Erkenntnissen fast 200 Menschen ums Leben, mehr als 300 wurden z.T. schwer verletzt. Die große Mehrheit der Opfer war aus dem Ausland gekommen, die meisten aus Australien. Der Anschlag zielte auf den von ausländischen Touristen stark frequentierten Sari Club in der Jalan Legian, einer nahe der Küste verlaufenden Straße, in der sich eine Reihe von Bars, Restaurants und Diskotheken befinden. Weitere Bomben explodierten fast zeitgleich in der Hauptstadt Balis, Denpasar, in der Nähe eines US-amerikanischen Konsulats und unweit des philippinischen Konsulates in Menado (Nordsulawesi). Zum wiederholten Mal - nach den Attentaten von Luxor und Djerba - wurde damit ein Ferienort zum Angriffsziel von Terroristen.
Indonesiens Ministerpräsidentin Megawati Sukarnoputri dürfte besonders schockiert gewesen sein, weil eine ihrer großen Machtbasen das mehrheitlich hinduistische Bali, betroffen war. ... Dort erzielte ihre säkularistisch orientierte Partei Rekordergebnisse. ... Insofern könnte Bali als weitgehend nichtmuslimische, politisch säkularistische Exklave und Kuta als Symbol westlicher Dekadenz von den Tätern ausgewählt worden sein. Da der Sari Club gewissermaßen ein Mikrokosmos westlicher Partykultur ist, lag die Vermutung nahe, dass Islamisten bewusst dieses Ziel ausgesucht haben könnten, um die vermeintliche Morallosigkeit und Dekadenz der Nichtmuslime anzuprangern."
Quelle: Andreas Ufen in : Südostasien aktuell, November 2002, S. 534, nach verschiedenen Quellen

Quellentext: Ein Rückschlag auch für die Wirtschaft

"Der Anschlag in der Nacht zum Sonntag dürfte nachhaltige Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung der Insel Bali, für den Staat Indonesien, aber auch für die Region Südostasien haben. Wenige Stunden nach dem Attentat bot die australische Fluggesellschaft Quantas Airways ihren Kunden an, Flüge auf die Urlaubsinsel gebührenfrei zu stornieren. Auch der deutsche Reiseveranstalter TUI sagte am Sonntag alle Pauschalreisen zur indonesischen Urlaubsinsel Bali ab ... Im weltweiten Fernreisegeschäft spielt Bali eine wichtige Rolle. Besonders für viele Australier ist die Tropeninsel mit viel Charme und billigem Bier das Mallorca vor der Haustür ... Wegen der Abwertung der einheimischen Währung Rupiah ist Bali in jüngster Zeit noch billiger geworden ... In Balis Hauptstadt Denpasar finden internationale Kongresse statt. Ihre Gäste sind die einzige große Einnahmequelle der Insel. Dies gilt nicht nur für das Hotel- und Gaststättengewerbe, sondern auch für Erwerbstätige, die direkt von den Besucherströmen profitieren, wie die Herstellung von Kunsthandwerk. Indirekt betroffen ist nun auch der klassische Verbindungsflughafen Singapur. Der Stadtstaat dient vielen Bali-Urlaubern als Einkaufsparadies vor dem Rückflug." (che)
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 238, 14.Oktober 2002, S. 3
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Quellentext: Wiederbelebung des Fremdenverkehrs auf Bali

Um negative Auswirkungen durch den Anschlag auf den Tourismus in der gesamten Region Südostasien zu vermeiden, wurden national und international sehr schnell Maßnahmen zur Wiederbelebung des Fremdenverkehrs ergriffen. Vor allem galt es, das Vertrauen in die Sicherheit bei den Touristen zurück zu gewinnen. Neben Sonderrabatten verschiedener Airlines und Anbieter von Bali-Reisen, begleitet von umfangreichen Werbekampagnen, wurden die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Demonstrativ führte die ASEAN zusammen mit Japan, das traditionellerweise den größten und wohlhabendsten Teil der ausländischen Bali-Urlauber stellt, eine Sitzung in Denpasar kurz nach dem Attentat durch. Weitere internationale Folgekongresse sind geplant.
Quelle: Paul Lindner

Quellentext: Australian Tourism Industry Leaders

Dialogue, Bali, 22 - 25 February 2003 Australian Industry Expresses Confidence in Bali
"Australian tourism industry leaders meeting in Bali have expressed full confidence in the market and indicated that significant marketing of the destination will commence in the near future.
Leader´s of Australia´s outbound industry are participating in a four days visit to Bali to discuss initiatives to increase visitor numbers to the island; improvements to safety, security and health services and, to experience the atmosphere for themselves.
The meeting was convened by the Indonesia Culture and Tourism Agency (ICTA) and included airlines, retailers, wholesalers, industry assiciations and business groups. The meeting and tour was also observed by prominent Australian Government parliamentarians. ... John King, a spokesman for the delegation: "We realise that Bali is very sensitive issue in Australia and many have memories of immense sadness at this time. However, many millions of Australians do have fond memories of Bali and, despite the tragedy of October last year, there is a general view that it is important for everyone that the people of Australia and Indonesia come together once again in Bali.
Interest in Bali as a holiday destination is growing and this is confirmed by the three key airlines servicing the Australian market, all of whom have indicated that they will increase capacity over the coming months. Indeed, by the middle of the year, Garuda Indonesia will have more servives to Bali than it did prior to October last year.
We have got the message that Australians are ready to come to Bali again and this will translate into marketing campaigns that will be rolled out by the industry in cooperation with the Gorvernment of Indonesia over the coming months. These campaigns will primarily target those who have been to Bali before. Around one million visits have been made by Australians to Bali over the past five years in recognition of the island´s world class tourism facilities and experiences. The facilities and experiences remain, improvements have been made to safety, security and health have been made and the people of Bali are more than ever ready to welcome the people of Australia."
Quelle: News Releases, Bali, 24 February 2003; aus ebenda


Quelle: FUNDAMENTE-EXTRA
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de/extra
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