Infoblatt Die Erstbesteigung des Mount Everest
Der Kampf um den Mount Everest
Mount Everest (NASA)
Mythos Everest
"Sagarmatha" – "Göttin des Himmels" – heißt der Mount Everest in Nepal. In Tibet wird der höchste Berg der Welt als "Chomolungma" – "Muttergottheit des Universums" – verehrt und gefürchtet. Seine Gefährlichkeit bewies er immer wieder. Bis heute ließen mehr als 170 Bergsteiger ihr Leben.
Der gewaltigste Berg der Erde ist 8.850 m Meter hoch – nach einer Neuvermessung wurde die bei der Erstvermessung ermittelte Höhe von 8.848 m korrigiert – und etwa 60 Millionen Jahre alt. Die Briten nannten ihn zunächst nüchtern "Peak 15". 1865 wurde der Berg umgetauft in "Mount Everest" – zu Ehren des General-Landvermessers Sir George Everest.
Die Vorbereitungen
Von Anfang an faszinierte der Riese auf dem Dach der Welt. Möglicherweise waren die Briten George Mallory und Andrew Irvine 1924 die ersten, die ihn bezwangen. Beim Abstieg kamen sie jedoch ums Leben, weshalb der Erfolg ihres Gipfelsturms nicht belegt ist. Weitere Expeditionen scheiterten. Ab 1952 bliesen auch Bergsteiger aus der restlichen Welt zum Sturm auf den Giganten der Berge. Ein internationaler Wettlauf hatte begonnen, bei dem die einheimischen Sherpas zu unentbehrlichen Helfern wurden. Sie waren mit dem Gebirge vertraut und für die Biwaks (Nachtlager im Freien) und den Lastentransport zuständig.
Das britische Empire wollte den Wettlauf um den Berg unbedingt gewinnen. Nach vielen vergeblichen Anläufen wurde 1953 eine mittlere Armee auf die Beine gestellt. Mitte März brachen 350 Träger aus der nepalesischen Hauptstadt Katmandu auf. Sie schleppten 13 Tonnen Ausrüstung an den Fuß des Everest – 180 Sauerstoffzylinder, 32 Sauerstoffapparate, Kocher, Zelte, Leitern aus Metall u. a. m. Zwölf Träger waren allein damit beschäftigt, die schweren Kisten mit Münzgeld – den Sold für die Helfer – zu tragen.
Einer dieser Sherpas war der ehrgeizige Tenzing Norgay. Er bildete gemeinsam mit dem Neuseeländer Edmund Hillary das zweite Bergsteigerpaar, das im Basislager in einer Höhe von über 5.200 m auf seinen Einsatz wartete. Sie kamen zum Zug , als ihre Vorgänger im Kampf mit dem Gipfel unterlegen waren. Hillary und Norgay machten sich auf den beschwerlichen und gefährlichen Weg. Sie stiegen zunächst hinauf auf 7.900 m in ihr letztes Basislager und biwakierten dort.
Die Bezwingung des Everest
"Die Nacht war furchtbar. Ein eisiger Sturm fegte über den höchsten Gipfel der Erde. Tensing nannte es das Gebrüll von tausend Tigern. Unablässig und unbarmherzig fegte der Sturm, heulend und kreischend über uns hinweg, mit solcher Gewalt, dass die Leinwand unseres Pyramidenzeltes knatterte wie Gewehrsalven. Wir befanden uns auf dem Südsattel, einem gottverlassenen Platz zwischen den Gipfeln des Everest und des Lhotse. Anstatt sich zu legen, nahm der Sturm immer noch an Wucht zu, und ich bekam langsam Angst, unser flatterndes und knarrendes Obdach könne aus seiner Verankerung gerissen werden und uns schutzlos den Elementen preisgeben. Um Gewicht zu sparen, hatten wir die Einlagen unserer Schlafsäcke zurückgelassen, was sich nun als schwerer Fehler erwies. Obwohl ich meine gesamte Daunenkleidung trug, drang mir die Eiseskälte bis auf die Knochen. Ein Gefühl äußerster Angst und Einsamkeit überkam mich. Was für einen Sinn hatte das alles? Man musste doch verrückt sein, um sich so etwas anzutun!", schrieb Hillary später:
Als der Morgen des 29. Mai 1953 heraufzog, hatten die beiden die Sturmnacht überstanden. Vor ihnen lagen noch 746 Höhenmeter, doch die wirkliche Strecke zum Gipfel hinauf war bedeutend länger. Ihr Weg war weit und schien in der dünnen und eisigkalten Hochgebirgsluft mit jedem Schritt länger zu werden. Sie hatten mit dem Wetter Glück. Es war klar, kein Sturm brauste. Aber Hillary und Norgay wussten, dass sich das an diesem Berg mit jeder Minute ändern konnte. Der Wettlauf gegen die Zeit wurde immer mehr auch zum Kampf mit den eigenen nachlassenden Kräften.
Mit Zähigkeit, Kraft und Ausdauer hatten sich der Neuseeländer und sein Sherpa bis auf 100 Meter an den Gipfel herangearbeitet. Das letzte verbliebene Teilstück zum Gipfel lag vor ihnen. Hillary beschrieb die Bezwingung des Mount Everest so: "Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Ich schlug wieder Stufen und hielt allmählich etwas besorgt nach dem Gipfel Ausschau. Es schien ewig so weiterzugehen, und wir waren müde und bewegten uns schon langsamer. In der Ferne breitete sich die kahle Hochebene Tibets aus. Ich blickte nach rechts oben und sah eine schneeige Wölbung. Das musste der Gipfel sein! Wir rückten enger zusammen, als Tensing das Seil zwischen uns straffte. Wieder schlug ich eine Stufe ins Eis. Und im nächsten Augenblick war ich auf einer Schneefläche angekommen, auf der es nichts gab als Luft – in jeder Richtung. Tensing kam mir schnell nach, und wir schauten uns staunend um. Mit ungeheurer Befriedigung stellten wir fest, dass wir auf dem höchsten Punkt der Erde standen. Es war 11.30 Uhr am 29. Mai 1953."
Die Nachricht vom Gipfelsieg wurde bis zum 2. Juni, dem Krönungstag von Queen Elisabeth II., zurückgehalten. Die "Times" titelte: "Der krönende Triumph". Edmund Hillary wurde für seine Verdienste um Union Jack und Commonwealth geadelt, hatte aber auf dem Everest bereits auch einen nepalesischen Wimpel, einen indischen und den der UN dabei.
Chronik
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1847 bis 1854
Zwischen 1847 und 1854 vermaßen britische Vermessungstrupps die Gipfel des Himalaya. Da Nepal für Ausländer gesperrt war, mussten die hohen Berge über Entfernungen von über 200 km angepeilt werden. Die Auswertung der Messungen dauerte bis 1856. Erst dann stand fest, dass Gipfel XV – so lautete bis dahin der Kartenname des Berges – mit 29.022 Fuß der höchste Berg der Welt sein musste. Der Berg, den die Chomolungma und die Nepalesen Sagarmatha nennen, wurde nach George Everest benannt, der zwischen 1830 und 1843 die Vermessungen geleitet hatte. Die Präzision der damaligen Vermessungen war erstaunlich hoch, denn die 1856 ermittelte Höhe weicht nur um vier Meter von der letzten Neuvermessung mit 8.850 m ab.
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1921 - 1924
Bei der Erkundung 1921 wurde ein gangbarer Weg zum Nordgrat entdeckt. Eine britische Expedition scheiterte 1922 an Schlechtwetter, erreichte aber eine Höhe von 27.300 Fuß (8.320 m). 1924 stieg eine englische Expedition ohne zusätzlichen Sauerstoff bis auf 8.565 m auf. Beim Versuch, den Gipfel zu erreichen, kamen die beiden Engländer Mallory und Irvine, ums Leben. Bis heute ist nicht geklärt, ob sie den Gipfel erreicht haben.
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1933
Weitere britische Expeditionen sind in den Dreißiger Jahren am Berg unterwegs. Frank Smythe erreicht dieselbe Höhe wie Norton 1924.
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1951/52
Nach einer britischen Erkundungsexpedition 1951 kam 1952 eine Schweizer Expedition auf dem Weg über den Khumbu-Eisbruch bis auf 300 Meter an den Gipfel heran.
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29. Mai 1953
Als erste Menschen bezwangen der Neuseeländer Edmund Hillary und Tenzing Norgay aus dem Volk der Sherpa den höchsten Berg der Welt.
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1956
Einer Schweizer Expedition gelang die zweite Besteigung des Mount Everest.
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1960
Mit über 200 Mitgliedern bezwang die bis heute größte Expedition aus China den Berg erstmals über die neue Nordroute.
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1963
Die Amerikaner Unsoeld und Hornbein bestiegen den Mount Everest über den Westgrad, die dritte Route, und überschritten zum ersten Mal den Gipfel zum Südgrad hin.
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1975
wurde der Berg gleich drei Mal bezwungen. Als erste Frau der Welt bezwang die Japanerin Junko Tabei den Riesen. Nur 11 Tage später erreichte die Tibeterin Phantog als zweite Frau den Gipfel. Auch einer chinesischen Expedition, die unterhalb des Gipfels ein Dreibein zur Vermessung und am Second Step eine Leiter aufstellte, gelang der Aufstieg.
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1978
Reinhold Messner und Peter Habeler bezwangen den Berg erstmals ohne künstlichen Sauerstoff. Im Herbst 1978 stand Hans Engl als erster Deutscher ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel.
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1983
Eine amerikanische Expedition erstieg erstmals die riesige Ostwand.
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seit 1990
In den 90er Jahren entwickelte sich eine Art Massentourismus auf den beiden Hauptrouten. Man jagte Rekorde. Für 20.000 bis 65.000 $ konnte praktisch jeder die Besteigung des Mount Everest in Angriff nehmen.
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10. Mai 1996
Bei der größten Katastrophe am Mount Everest verlieren 12 Menschen ihr Leben. -
8. Mai 2008
Das Olympische Feuer wurde im Zuge der Spiele in Peking auf den Gipfel getragen.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.05.2012
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.05.2012