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Infoblatt Vattenfall Europe AG

Die politisch gewollte "Vierte Kraft" im deutschen Energiemarkt

Die Energieversorgung besitzt eine hohe gesellschaftliche Relevanz und unterliegt folgerichtig einem stark durch die Politik geprägten institutionellen Umfeld. Das heißt, die politische Einflussnahme ist hier vergleichsweise höher als in anderen Wirtschaftsbereichen. Die gesellschaftlichen Ansprüche an Energieversorgungsunternehmen lassen sich dabei zu drei gleichrangigen Zielen verdichten: Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Dem aktuellen Zeitgeist folgend, sollte durch einen verstärkten Wettbewerb innerhalb der Energiewirtschaft ein wesentlicher Beitrag zur Gewährleistung dieser Ziele erreicht werden. Mit der Liberalisierung des deutschen Energiemarktes 1998 wurden die Versorgungsmonopole aufgebrochen. Seither müssen die Leitungsnetze allen Stromlieferanten zu gleichen Bedingungen zur Verfügung gestellt werden und den Stromkunden wurde das Recht über die freie Wahl ihres Anbieters eingeräumt. Die Stromproduzenten speisen Strom aus den Kraftwerken in das Verbundnetz (Übertragungsnetz) ein und können so weite Strecken überbrücken. Die regionalen Verteilnetze übernehmen die Verbindung zu den Kunden. Die Leitungsnetze stellen aber weiterhin ein natürliches Monopol da, weshalb die Bundesnetzagentur als staatliche Behörde auf den diskriminierungsfreien Zugang achtet.
In Folge der Liberalisierung kam es zu einer Konsolidierungswelle (Firmenzusammenschlüsse) auf dem deutschen Energiemarkt, in deren Ergebnis drei große Verbundunternehmen das gesamte Übertragungsnetz sowie große Teile der Verteilnetze und der Stromerzeugung (Kraftwerke) unter sich aufgeteilt haben: RWE (vorwiegend im Westen Deutschlands), E.ON (in einem Streifen von Schleswig-Holstein nach Bayern) und EnBW (Baden-Württemberg). Zusammen kontrollierten die drei Unternehmen zudem die für Ostdeutschland zuständige Vereinigte Energiewerke AG (VEAG). RWE, E.ON und EnBW wurden jedoch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verpflichtet, ihre Anteile an der VEAG zu veräußern. In dieser Phase wurde die politische Forderung nach einer unabhängigen "Vierten Kraft" formuliert. Ziel war es, einen Energiekonzern zu schaffen, der im Konzert der drei Großen mitspielen kann, um damit auch für die Neuen Länder industriepolitisch ein Zeichen zu setzen. Mit der in Ostdeutschland verwurzelten Vattenfall Europe AG sind es heute in der Tat vier große Verbundunternehmen, die den deutschen Energiemarkt kontrollieren. Inwieweit diese Entwicklung den Wettbewerb verstärkt hat, muss jedoch kritisch hinterfragt werden.

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