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Infoblatt Papierindustrie

Erfindung und Herstellung von Papier, wirtschaftliche Bedeutung


Papierfabrik (Miltitz)

Kleine Geschichte der Papierindustrie
Die Urform unseres heutigen Papiers stammt aus China. Es wird vermutet, dass dort um 105 n. Chr. erstmalig Papier aus Pflanzenfasern (wie z. B. Seidelbast und Hanf) hergestellt wurde. Durch die vergleichsweise langen Fasern konnte diese Papierform auch für Bekleidung und Tapeten genutzt werden. Die "Alten Ägypter" verwendeten dagegen Papyrus schon 3500 v. Chr. zum Schreiben. Von dem Wort "Papyrus" leitet sich das Wort "Papier" ab. Papyrus wiederum wurde von der Papyrusstaude gewonnen, einer Schilfpflanze mit faserigem Mark. Diese Form der Papiererzeugung war im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. In verschiedenen Kulturkreisen weltweit wurde als Schreibmaterial weiterhin noch Pergament (feines gegerbtes Leder) genutzt. Das streng gehütete Geheimnis der chinesischen Papierherstellung gelangte schließlich illegal in die arabische Welt und wurde durch Kulturkontakte zwischen christlichem Abendland und Orient im 12. Jahrhundert auch in Europa bekannt. Die erste deutsche Papiermühle wurde 1390 errichtet und stand in Nürnberg. Das kostspielige Pergament wurde rasch abgelöst und spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks zu einem Luxusschreibmaterial. Der Faserrohstoff für die Papiermühlen war bis ins 18. Jahrhundert Lumpen, bestehend aus Leinen, Baumwolle und Wolle. Dieser Beschreibstoff war wesentlich billiger als Pergament und unterstützte die Ausbreitung der Schriftlichkeit in immer weitere Bereiche der Gesellschaft (z. B. Wirtschaft, Recht, Verwaltung).
Im Jahr 1798 wurde in Paris die Papiermaschine erfunden, was die Epoche der maschinellen Papierfabrikation einleitete. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden alle bisher von Hand ausgeführten Arbeitsschritte mechanisiert und dadurch die Papierproduktion völlig revolutioniert. Die industrielle Fertigung verstärkte die Nachfrage nach Papier enorm und mit den herkömmlichen Ausgangsstoffen Leinen- und Baumwoll-Lumpen konnte die Nachfrage nicht mehr befriedigt werden. Auf der Suche nach einem neuen Papierrohstoff gelang 1843 mit der Entwicklung des Holzschliffverfahrens schließlich der Durchbruch. An einem Schleifstein wurde Holz abgeschliffen, dann zu einem Faserbrei verarbeitet und anschließend getrocknet. Allerdings wird aus reinem Holzschliff hergestelltes Papier schnell brüchig und vergilbt durch Einwirkung von Sonnenlicht. Das Verfahren wurde deshalb weiterentwickelt und unter Einsatz von Chemikalien aus dem Faserbrei Natronzellstoff gewonnen. Holzschliff und Zellulose stellen bis heute die Hauptrohstoffe für die Papiererzeugung dar.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Papierindustrie wesentliche Impulse durch die Verbesserung der Mess- und Regeltechnik. Durch EDV-Anlagen und Prozessleitsysteme konnte der Produktionsgang noch stärker automatisiert werden. Damit konnte nicht nur die Gleichmäßigkeit der Erzeugnisse verbessert, sondern auch die Geschwindigkeit der Blattbildung erhöht werden. Ende der 1980er Jahre wurde aus ökologischen Aspekten das 100 % chlorfreie Bleichen von Zellstoff eingeführt. So ersetzten Sauerstoff und Wasserstoffperoxid nach 200 Jahren das hochgiftige Chlorgas.

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