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Infoblatt Handel mit Bananen


Die wichtigste Frucht des internationalen Handels

Die Banane gehört zu den ältesten gartenbaulichen Nutzpflanzen der Erde. Seit mehr als 4.000 Jahren, so Schätzungen, wird die Banane angebaut. Für viele tropische und subtropische Länder ist die Banane zum wichtigsten Exportschlager aufgestiegen. Weltweit gibt es mehr als 500 essbare Sorten. In unseren Supermärkten wird aber fast nur die hochgezüchtete Exportbanane "Cavendish" verkauft. Wie kommen eigentlich die Bananen von den fernen Anbaugebieten der Tropen zu den Verbrauchern auf den Teller?


Produktions- und Handelskette

Die Anfänge des massenhaften Anbaus von Bananen fallen u. a. mit dem Eisenbahnbau in Südamerika zusammen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden beispielsweise im mittelamerikanischen Costa Rica entlang einer neuen Bahnlinie große Bananenplantagen für den Export angelegt. Das verantwortliche Exportunternehmen hieß Tropical Trading and Transport Company, welches sich mit der Boston Fruit Company 1899 zur United Fruit Company (UFC) zusammenschloss. Anno 1984 wurde das US-Unternehmen in Chiquita Brands International umbenannt. Nach eigenen Angaben ist Chiquita der größte Bananenproduzent der Welt. Ein weiteres US-Unternehmen, die Dole Food Company, bestimmt ebenfalls einen erheblichen Teil des globalen Handels mit Bananen (und anderen Früchten). Neben Chiquita und Dole kontrolliert Del Monte den globalen Handel mit Bananen. Diese drei US-Fruchtkonzerne beherrschen die weltweite Produktion und Vermarktung der "Fingerfrucht" und kontrollieren zusammen 65 % des Weltexports.

Zahlreiche Beteiligte sind beim Herstellungsprozess involviert, bevor die gelbe Frucht ihren Weg zu den Händlern und schließlich zu den Konsumenten findet. Die Ernte der Bananen erfolgt stets, wenn sie noch grün und hart sind. Zu diesem Zeitpunkt schmeckt die Banane nicht süß. Der gesamte Erntevorgang muss behutsam erfolgen, da die Früchte sehr druckempfindlich sind. Ein Arbeiter schlägt den Scheinstamm der Bananenpflanze mit der Machete an, sodass das 30 - 50 kg schwere Bananenbüschel auf die meist abgepolsterte Schulter des zweiten Arbeiters gleitet, der das Büschel dann zur Seilbahn bringt. Die dort eingehakten Büschel werden zur Verpackungsstation transportiert, wo im Fließbandrhythmus viele Handgriffe erledigt werden: Das Entfernen der Plastiksäcke, Bananenhände vom Stiel schneiden, waschen, mit Desinfektionsmitteln und Fungiziden behandeln, sortieren, etikettieren und in genormte Kartons zu je 18 kg verpacken. Per Eisenbahn oder Lkw gelangen die so verpackten Bananen zum Verladehafen. Hier werden die Kartons in Kühlfrachter geladen, die bei ihrer Fahrt eine konstante Temperatur um die 13,5 °C halten, bei welcher der Reifeprozess der Bananen eingestellt wird. Man spricht deshalb von der "Stillhaltetemperatur". In den Empfängerländern werden die Bananen in speziellen Reifereien 4 - 8 Tage kontrolliert nachgereift. Dazu wird die Temperatur allmählich auf 18 °C hochgefahren, das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis entsprechend gesteuert und das Pflanzenhormon Ethylen zugesetzt. Bei dieser künstlichen Reife wird die Stärke der Banane in Zucker umgewandelt. D. h. erst in diesen Bananenreifereien werden die Bananen süß und gelb. Anhand der Handelskette der Banane kann gezeigt werden, welche Akteure beteiligt sind, wenn eine Frucht weltweit gehandelt wird. Von den Kleinproduzenten und Plantagengewerkschaften, den nationalen Produzenten, den großen multinationalen Fruchtkonzernen, den Importeuren und den Supermarktketten bis hin zum Verbraucher gibt es unzählige Beteiligte. Den Rahmen für den Handel stecken die Regierungen bananenproduzierender wie importierender Länder sowie internationale Institutionen wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Welternährungsorganisation (FAO) und die Europäische Union (EU) ab.


Export - Import

In nahezu allen subtropischen und tropischen Regionen der Erde wird die Banane mittlerweile angebaut. Ungefähr 98 Prozent der Bananenproduktion stammen aus Entwicklungsländern. 2010 wurden laut FAO 102,11 Mio. Tonnen Bananen weltweit produziert und 18,3 Mio. Tonnen (2009) exportiert. Im Laufe der Zeit veränderten sich die Anbauschwerpunkte der Bananenplantagen. In den 1980er dominierten Mittelamerika und die Karibik den Bananenexport. Bis zum Jahr 2000 verschob sich die weltweite Bananenproduktion zugunsten des südostasiatischen Raums. Der Anteil afrikanischer Länder an der Produktion von Bananen ist etwa gleich geblieben. Indien ist der größte Erzeuger der Welt mit knapp 32 Mio. Tonnen, gefolgt von Uganda, der jährlich nur 10% der Produktion exportiert. Dennoch dominieren die lateinamerikanischen Länder den internationalen Bananenhandel, so sind Lateinamerika und die Karibik für 70% des weltweiten Bananenexports verantwortlich (Stand 2011). Die heute weltweit führenden Exportnationen sind Ecuador, Costa Rica, Kolumbien, Panama und die Philippinen. Ähnlich der Bananenproduktion konzentrieren sich auch die Importländer. Die EU, die USA und Japan haben im Jahr 2000 mehr als 65 Prozent der weltweit produzierten Bananen importiert. Aber auch hier sind Veränderungen festzustellen. In den 1990er haben sich die Zielländer der Bananenexporte gen Osten verschoben. Vor allem in Russland, Osteuropa und in China wurden mehr Bananen konsumiert. Transportkosten und -dauer spielen bei der Verteilung der Export-Importbeziehungen eine wichtige Rolle. Die USA beziehen einen großen Teil der Bananen aus Latein- und Südamerika. Man spricht z. T. direkt von "Bananenrepubliken", da der Bananenanbau und -handel hier einen Hauptpfeiler der Wirtschaft darstellt. In der EU werden die meisten Bananen aus eigener Produktion, den AKP-Staaten (Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten) sowie Latein- und Südamerika gegessen. Anbaugebiete von Staaten der EU befinden sich auf den Kanarischen Inseln (Spanien), Guadalupe und Martinique (Frankreich), Griechenland und Portugal. Außerdem importierte die EU 8,3 Mio. Tonnen im Jahr 2009. Innerhalb der EU ist die Bundesrepublik mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 14 - 18 kg im Jahr der bedeutendste Absatzmarkt. Die Einfuhr der Bananen in die EU regelt seit 1993 die Europäische Bananenmarktordnung sowie seit September 1994 die Europäische Bananenverordnung.



Bananenplantage auf Teneriffa, Spanien (MEV)


Der "Bananenkrieg" in den 1990ern

Die schließlich im Januar 1995 in Kraft getretene EU-Bananenverordnung regelt die Eigenschaften und die Qualität von importierten Bananen. Die sog. "Eurobanane" muss eine Länge von mindestens 14 cm und eine Dicke von mindestens 27 mm besitzen. Ein weiteres Ziel der Bananenmarktordnung war die Regulierung der Quellgebiete für die Bananenimporte. Mit diesen Maßnahmen wollte die EU vor allem die eigenen Anbaugebiete in den Mitgliedsländern und den ehemaligen Kolonien der AKP-Staaten stärken. Die Produktion in diesen ausgewählten Gebieten wurde durch Beihilfen unterstützt. Außerdem wurden die "AKP-Bananen" durch die Befreiung von Einfuhrzöllen in die EU erst konkurrenzfähig. Weiterhin wurde der Bananenimport von Regionen außerhalb der genannten Gebiete begrenzt und/oder mit hohen Einfuhrabgaben belegt. Damit konnten die drei führenden Unternehmen der Bananenproduktion aus den USA nicht mehr ihre billigen Bananen aus Südamerika ohne weiteres in die EU exportieren. Zwischen den USA und der EU entflammte der Bananenzollstreit, der auch als "Bananenkrieg" in die Handelsgeschichte einging. Die USA erhoben bei der Welthandelsorganisation (WTO) Klage gegen die EU-Bananenverordnung. Eine Einigung wurde im Jahr 2001 erzielt. Als Ergebnis wurden die Einfuhrmengen neu reguliert und die von den USA erhobenen Strafzölle gegen die EU aufgehoben. In 2006 brandete erneut ein Handelskonflikt auf, weil den AKP-Staaten in gewissen Mengen die zollfreie Einfuhr von Bananen in die EU garantiert wurde. 2009 wurde schließlich eine Übereinkunft zwischen EU, USA und mehreren lateinamerikanischen Staaten getroffen und der Konflikt beigelegt.


Das Projekt BanaFair

Von jeder verkauften Banane bleiben nur ca. 15 % des Umsatzes im Anbauland, den größten Teil schöpfen ausländische Unternehmen ab. Verschiedene Initiativen, wie der Verein BanaFair, versuchen diese Situation zugunsten der einheimischen Kleinbauernfamilien zu ändern. Ziel von BanaFair ist die Durchsetzung sozialer und ökologischer Mindeststandards bei der Bananenproduktion. Durch die vertraglich festgelegte Fair-Trade-Prämie erzielen die Bauern bei BanaFair einen deutlich höheren Preis auf dem Weltmarkt als üblich. Der Anbau und die Vermarktung müssen unabhängig von großen Unternehmen erfolgen. Damit die Bananenbauern ihre Interessen gegenüber den mächtigen Fruchtkonzernen besser vertreten können, werden Initiativen zur Gründung von Bananengewerkschaften auf den Plantagen unterstützt. In ausgewählten Verkaufsstellen wie Weltläden, Naturkostläden, Reformhäusern, Bäckereien und Kirchengemeinden sowie bei interessierten Einzelhändlern werden die fair gehandelten Bananen vertrieben. Der höhere Preis der Bananen ermöglicht eine Unterstützung von Projekten und Aktionen von Partnerorganisationen in bananenproduzierenden Ländern (z. B. zur Bildung).



Zusammensetzung des Bananenpreises (Klett)


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012