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Einwanderungen


Einwanderung, Immigration, Besiedlung, Indianer, Reservat, Siedlungsgebiet, Landerschließung, Einwanderungspolitik, Arbeitsmarkt

Die kontinentweite Territorialentwicklung der USA zwischen 1803 und 1854 verlangte Menschen zur Besiedlung, nachdem die Eingeborenen, die Indianer um 1830 (Removal Act) zunehmend in wenige Reservate abgedrängt worden waren. Nach amtlichen Aufzeichnungen sind im Zeitraum von 1820 - 1995 rund 61 Mio. Menschen in die USA eingewandert, hinzu kommen noch 5 - 6 Mio. illegale Einwanderer, davon rund 3 Mio. aus Mexiko. Insgesamt sind damit etwa 70 Mio. Menschen bis zum Jahre 2000 zugewandert.


Spanisches Siedlungsgebiet

Bis 1880 waren fast alle Zuwanderer willkommen. Die Urbevölkerung, die Indians, war ausgerottet bzw. verdrängt worden. Das riesige Land musste besiedelt und durch Landwirtschaft und Bergbau erschlossen werden. Dies führte zum ersten großen Einwandererboom zwischen 1845 und 1860. Die entstehende Industrie benötigte um die Wende zum 20. Jh. sowohl einfache als auch geschulte Arbeitskräfte, was den größten Einwanderungsboom von 1897 - 1914 ausgelöst hatte. Ausschlusskriterien bei der Einwanderung waren zunächst nur bestimmt Krankheiten. Ab 1906 verlangte der Naturalization Act Kenntnisse der englischen Sprache in Wort und Schrift. Mit dem Chinese Exclusion Act von 1882 ist die Einwanderung von chinesischen Arbeitern verboten worden. Begründung: wegen der Selbstsegregation der Chinesen konnte das angestrebte melting-pot-concept nicht umgesetzt werden.

Nachdem die um 1850 für Bergbau und Bahnbau angeworbenen Kontraktarbeiter aus China an ihrer eigenen Sprache und Kultur festgehalten haben, sich dazu noch eigenständig isolierten, ist im Jahre 1882 eine weitere Zuwanderung verboten worden. Das Verbot wurde bis 1943 aufrechterhalten.

Die Zuwanderung erfolgte im 19. Jh. in zwei Phasen:
  • Phase 1: Zwischen 1821 und 1880 dominierte der Zustrom aus west- und nordeuropäischen Staaten,
  • Phase 2: Von 1881 bis 1920 kamen überwiegend Menschen aus süd- und osteuropäischen Ländern. Der Assimilationsprozess vieler Süd- und Osteuropäer erfolgte nicht ganz im Sinne des melting-pot-Konzeptes.
Die verschiedenen wirtschaftlichen Wachstums- und Stagnationsphasen haben zur kritischen Bewertung der Einwanderung geführt. In Stagnationsphasen wollte man den Arbeitsmarkt nicht mit zusätzlichen Arbeitskräften belasten. Dies führte 1921, 1924 und 1929 zur Quotenregelung (National Origins Quota System): die Einwanderung wurde begrenzt, zunächst auf 335.000 pro Jahr und entsprechend der Bevölkerung in den USA mit der Dominanz west- und nordeuropäischer Staaten. Deshalb ist die Einwanderung in der Übergangsphase bis 1960 sehr stark zurückgegangen. Mit einigen Sonderregelungen konnte man zeitlich begrenzt Nachfrage nach Arbeitskräften befriedigen. Ein Beispiel ist das Bracero-Programm: Zwischen 1942 und 1964 durften vor allem mexikanische Saisonarbeitskräfte in die USA einwandern. Sie waren von den Obst- und Gemüsebaubetrieben in Kalifornien, Washington und Oregon sowie von Industriebetrieben gefragt. Bei Konjunkturkrisen wie in den 1950er Jahren hatte man die in den USA bereits ansässigen Mexicans wieder nach Mexiko zurückgeschickt, z.B. in der sog. wetback operation 1954.

Eine Wende in der Einwanderungspolitik brachten die 1960er Jahre, die Zeit der Bürgerrechtsdiskussion in den USA. Der Immigration and Nationality Act von 1965 hat die Diskriminierung in der Einwanderungspolitik aufgehoben. Von der westlichen Hemisphäre sollten 120.000 einwandern können, von der östlichen 170.000, pro Land maximal 20.000. Der Refugee Act von 1980 ermöglichte einen besonderen Zugang für Flüchtlinge. Weitere Gesetze der 1980er Jahre begünstigten die Zuwanderung aus Asien und Lateinamerika, z. B. der Immigration Reform and Control Act von 1982: rund 2,5 Mio. illegal sich aufhaltende Mexicans nutzten dies für eine Aufenthaltsgenehmigung. Zwischen 1990 und 1996 wurden jährlich 720.000 bis 1,8 Mio. Einwanderer zugelassen, die meisten durch familiäre Verbindungen, durch Flüchtlings- oder Asylanträge: Humanitäre Aspekte bestimmen vielfach die Einwanderung. Die Zahl der beruflich begründeten Einwanderungsgenehmigungen lag zwischen 60.000 und 120.000 pro Jahr, insgesamt ein kleinerer Anteil. Der Immigration Act von 1990 hat eine Obergrenze von 675.000 Einwanderern vorgeschrieben. Europäer sind seit den 1960er Jahren an der Einwanderung in die USA nicht mehr besonders interessiert. Die jüngste Einwanderung hat im Vergleich zu früher ein neues Gefüge. Nach absoluten Zahlen dominieren die Migranten aus Lateinamerika, am meisten aus Mexiko, dann aus der Karibik sowie aus Mittel- und Südamerika. Die höchsten relativen Wachstumswerte erreichen die aus Asien kommenden Zuwanderer, insbesondere die Filipinos, die Vietnamesen, Chinesen und Inder. Aus Europa kommen noch Russen und Polen. Mit der Verlagerung der Einwandererströme ist Los Angeles zur größten Einwandererstadt geworden. New York ist an die zweite Stelle gerückt. In den USA konzentrieren sich die Immigranten aufgrund bereits entwickelter Informationsnetzwerke auf wenige Staaten wie Kalifornien, New York und Florida.

Seit dem Auslaufen des Bracero-Programms haben immer wieder viele Mexicans versucht, illegal über die 3.000 km lange Grenze zwischen Mexiko und den USA zu kommen, denn der Auswanderungsdruck im Drittweltland Mexiko einerseits und der wirtschaftliche Wohlstand der hoch industrialisierten USA lösen den Wanderungsstrom über die Grenze aus. Die heutigen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten verleiten die aktiven jungen Leute zur legalen oder illegalen Auswanderung. Man rechnet mit 200.000 bis 400.000 Illegalen oder undocumenteds. Insgesamt sind es wahrscheinlich inzwischen über 5 Mio. Rund 60 % der Illegalen kommen aus Mexiko.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Nach: Roland Hahn: USA. Perthes Länderprofile. Gotha: Perthes 2002, S. 425 427, gering verändert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.01.2006
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